Eigentlich war es ja nicht wirklich eingeplant, aber mit Spontanität und Entscheidungsfreude landet man dann doch an Australiens Westküste. Walters Großcousin Johan mit Freundin Nadine sind für ein Jahr in Australien und arbeiten südlich von Perth. So hatten wir Grund genug Neujahr in Australien zu feiern. Der Flug war supergünstig und nach 3 Flugstunden landeten wir abends in Perth. Wir merkten sofort dass wir nicht mehr in Asien sind. Alles blitzsauber und ordentlich und es gab sogar eine Bushaltestelle mit Fahrplan 😉
Wir stiegen ein und kauften uns 2 Fahrkarten nach Lathlain, wo wir uns ein Doppelzimmer über Airbnb reserviert hatten. Eine nette Unterkunft in einem etwas abgelegenen Stadtbezirk mit Garten und Küche. Hier verbrachten wir 3 Tage, genossen das gute Wetter im Park und freuten uns über leergefegte Straßen und Luft zum Atmen. Ein krasser Kontrast zu Asien! Nur die Sonne hier ist echt aggressiv. Nach einer Stunde Stadtspaziergang hatte Kim ne heiße Birne und ein bleiches Gesicht. Wahrscheinlich bewegen sich die Australier deshalb nur mit dem Auto vorwärts. Der erste Einkauf im Supermarkt hat uns dann auch gleich auf den Boden der Tatsachen gebracht: Alles Sauteuer, außer Nachos mit Dip! Wir deckten uns also mit den Grundnahrungsmitteln und Nachos mit Dip ein.
Nach kurzer Planungsphase stand fest, wir mieten uns einen Wagen, feiern Neujahr in Albany mit Johan, Nadine und deren Freunden und schauen uns dann die Nationalparks und Küsten südwestlich von Perth an. Der günstigste fahrbare Untersatz den wir kriegen konnten war ein Hyundai Accent mit Automatik und Klima. Walter zog los durch die Straßen von Perth und holte das Prachtexemplar in Blau ab. Noch einmal ordentlich eingekauft und los ging es über den Highway 30 in Richtung Albany. Die Straßen sind breit, die Landschaft weit und ziemlich ausgetrocknet. Die ersten Kangaroos ließen auch nicht lange auf sich warten (viele davon am Straßenrand und leider nicht mehr lebendig) aber diese hier wohlauf und am Abend an unserem Rastplatz vorbei hoppelnd.
Wir trafen uns mit Johan, Nadine und deren Freunden am „Cozy Corner“. Mit dabei war auch Vera, die pausenlos jedes geworfene Stöckchen zurückbrachte. Die Atmosphäre war super entspannt und wir genossen den Abend mit Grillen und gekühlten Getränken. Um kurz vor Mitternacht ging es feuchtfröhlich mit jeder Menge Wunderkerzen zum Strand. Die Mutigen am Strand stürzten sich zu Neujahr ins eiskalte Meer und die anderen (also wir) tanzten bei gefühlten 70km/h Wind, um nicht umzufallen.
Das Neue Jahr startete mit einem gemeinsamen Angelausflug im West Cape Howe National Park. Das Wetter war Top, nicht zu heiß und eine erfrischende Brise lag in der Luft. Wir packten das Angelequipment samt Köder und schlugen uns durch den Busch zum steinigen Küstenabschnitt. Auf einer Steinbank steckten wir unsere Ruten zusammen, hängten die Haken ein und bestückten sie mit Köderfischen. Nochmal die Spannung der Rolle gecheckt und gekonnt flog in hohem Bogen der Köder aufs Meer hinaus. So sah es zumindest bei Johan, Pete und den anderen Angelkollegen aus. Walter hatte zu Anfang mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Köder flogen in alle Richtungen und der Haken verkeilte sich in den Meerespflanzen. Aber schon nach kurzer Zeit und ein paar Tips von Johan hatte er sichtlich Spaß am Angeln und meinte nur: „Wenn ich zurück komm starte ich mit Chris, Felix und Benni ne Anglerkarriere!“
Johan hatte schon nach kurzer Zeit ein echtes Prachtexemplar am Haken. Die Technik mit Doppelhaken und ganzem Köderfisch schien in diesem Gebiet gut zu funktionieren. Denn kurze Zeit später zog es wieder gewaltig an seiner Rute. Sie bog sich extrem und die Rolle drehte sofort durch. Er spannte Sie fester, in der Hoffnung, dass die Schnur nicht abreißt. Auf Petes Rat hin ließ er die Beute erstmal etwas ziehen und holte in günstigen Momenten etwas Schnur wieder ein. Das schweißtreibende Schauspiel zog sich einige Minuten hin und alle waren gespannt was da wohl am Haken hängt. Das gesamte Team stand nun am Ufer und diskutierte über Taktik und technische Feinheiten.
Doch das Anglerglück war diesmal nicht auf Johans Seite, denn nach 30 Minuten war das Schauspiel vorbei und Johan hatte kaum noch Zug auf der Rute. Wahrscheinlich hatte sich der Fisch zwischen den Felsen verkrochen und dabei die Schnur verkeilt. Es half auch leider nicht die Position zu wechseln und so blieb Johan nichts anderes übrig als die Schnur zu kappen. Schade! Doch Spannung und Aufregung waren hier auf dem Höhepunkt.
Der Angelausflug war ein voller Erfolg! Nicht nur, da es an diesem Abend frischen Fisch vom Grill gab, es hat einfach super viel Spaß gemacht den Tag in der Natur mit sehr netten Menschen zu verbringen. Danke an Johann, Nadine, Alice, Pete und den Rest der Truppe.
Die nächsten Tage erkundeten wir mit Johan und Nadine die Gegend um Albany. Wir fuhren zum Porongurup National Park, schauten uns die umliegenden Weinfelder an und wanderten den Devils Slide hinauf. Von dort oben hat man eine unglaublich weite Aussicht über die Landschaft bis hin zum Stirling Range National Park. Am Abend fuhren wir nach Denmark. Da wir etwas spät ankamen, und die kostenlosen Campingplätze in der Gegend schon voll waren, fuhren wir zu Freunden von Johan und Nadine um evtl. in deren Garten mit Van und Zelt unterzukommen. Wir wurden von dem australischen Ehepaar sofort herzlich empfangen und in das gemütliche Haus eingeladen. Kim verliebte sich sofort in den urigen Wandschrank. Wir saßen zusammen im Wohnzimmer, plauderten über Gott und die Welt und lernten wieder auf dieser Reise Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Einheimischen kennen. Unser Zelt durften wir natürlich im Garten aufstellen aber uns wurde ebenso angeboten das Gästezimmer zu beziehen. Wie cool ist das denn! 🙂
Das schwäbische Gedankengut schaut ja bekanntlich nicht in das Maul eines geschenkten Gauls. Also nahmen wir das Angebot dankend an und schliefen diese Nacht in dem bisher bequemsten Bett auf dieser Reise! Danke an Alice`s Eltern für die Gastfreundschaft.
Am nächsten Morgen fuhren wir zum frühstücken an den Oceans Beach und Kim bekam von Nadine, der besten Friseurmeisterin Berlin’s 🙂 die Haare geschnitten. Erleichtert und ohne Spliss ging es noch zu den Elephant Rocks und an die Greenpools und im Anschluss verabschiedeten wir uns von Johan und Nadine und fuhren weiter in Richtung Westküste.
Vielen Dank Euch beiden für die tolle Zeit!
Es standen weitere Highlights auf dem Plan, zum einen die „Fire Lookouts“ um Pemberton. In diese Gumtrees wurden Stäbe eingesetzt und oben auf der Krone eine Plattform montiert um den Baum besteigen zu können. Es existieren mehrere solcher Bäume im gesamten Gebiet und es konnten früher dadurch Waldbrände lokalisiert werden. Heute übernehmen das Hubschrauber. Für Touristen sind heute 3 solcher Bäume zugänglich. Wir entschieden uns für den Dave Evans Tree, den höchsten natürlich 🙂 Man steigt komplett ohne Sicherung 68 Meter in die Höhe und bewegt sich dabei nur auf diesen Stäben, bis man oben auf der Plattform angekommen ist. Puh, die Pumpe dreht dabei ordentlich hoch und man bekommt ganz schön Muffensausen! Aber es lohnt sich, denn die Aussicht über das riesige Waldgebiet ist gigantisch!
Weiter ging es zum D’Entrecasteaux National Park, genauer gesagt zu den Sanddünen. Auf der Karte sah das alles nicht so weitäufig aus, aber als wir die erste Düne hinter uns gelassen haben, kamen wir uns schon ziemlich verloren vor. Die Sonne brannte uns aufs Hirn und der Schweiß lief in Strömen. Wenn man hier unterwegs ist, bekommt man eine hauchfeine Ahnung davon, was Wüste ist. Trotz 40° im Schatten (und hier gibt es keinen Schatten) hatten wir mega viel Spaß die Dünen runterzurennen.
Für die Nacht suchten wir uns immer ein gemütliches Plätzchen. Wir campten entweder in einem der zahlreichen Nationalparks oder wild. Das ist zum Glück in Australien in vielen Gegenden erlaubt oder wird zumindest toleriert 😉 Abends wurde dann ordentlich aufgetischt. Zum Beispiel Kartoffelpüree mit Zitronenzucchini und griechischem Salat oder Spaghetti mit Zwiebeln, Knoblauch und Chilli in Butter. Mmmh, Yummie!
Wir fuhren auch durch das Gebiet Margarete River, mit den vielen Weinfeldern und besuchten die umliegenden Strände. Die Wellen, die wir dort zu Gesicht bekamen, waren mit Abstand die krassesten! Und das verrückte daran war, dass es tatsächlich Menschen gibt, die darauf surfen. Es sind nicht die jungen Möchtegernsurfer mit Waschbrett aus dem Studio, Nein! Es sind die alten Hasen mit jahrzehntelanger Erfahrung, die sich reinstürzen um die perfekte Welle zu surfen. Zum Gedenken an diejenigen, die ihre letzte Welle genommen haben, wurde eine Bank aufgestellt mit Blick auf das Riff und das Meer.
Bevor es zurück nach Perth ging, fuhren wir noch an den Binningup Beach. Hier ist das Wasser flach und perfekt zum baden, wenn es nicht so arschkalt wäre 🙂 Wir gingen trotzdem rein, wenn auch nur für ein paar Minuten. Zum Abschied besuchten uns noch 2 Delfine, die munter im Wasser planschten. An diesem Strand wunderten wir uns noch über die Wolken, bis wir feststellten, dass irgendwo in der Nähe ein ziemlich großer Waldbrand war. Auf dem Weg Richtung Perth mussten wir vor der Straßensperre anhalten und man erklärte uns, dass der Highway auf unbestimmte Zeit gesperrt ist. Für uns hieß das einen Umweg von ca. 300km, für viele Einheimische Sachen packen und abhauen. So etwas haben wir noch nie zu Gesicht bekommen. Kilometerweit war der Himmel bedeckt mit Rauch und jede Menge Aschepartikel segelten hinunter. Krass! Wir umfuhren die Gegend so wie uns vorgeschlagen wurde und kamen spät Abends in Perth an.
Die Nacht vor unserem Weiterflug haben wir so gut wie nicht geschlafen, denn es war megaheiß im Auto und das Fenster konnten wir wegen der Moskitoinvasion nicht öffnen. Egal, am nächsten Morgen noch schnell den Hyundai abgegeben und ab zum Flughafen.
Wie gesagt, Australien war nicht wirklich eingeplant und auch wenn wir nur einen Bruchteil bereist haben, war es echt gigantisch. Doch vor allem die Zeit mit Johan und Nadine und den anderen netten Menschen die wir hier kennenlernten, haben wir sehr genossen. Aber nun heißt es: „Neuseeland wir kommen!!!“ 🙂